Der Stertschultenhof
Der Stertschultenhof, ein ehemaliger Vorspannhof des Stiftes Meschede, wurde 1310 erstmals erwähnt und gehört damit zu den ältesten Höfen des Sauerlandes.
Die frühere Bezeichnung lautete auch „Sterthof“ und der Besitzer – nach dem Familiennamen Schulte – wurde „Stertschulte“ genannt. Etwas außerhalb des Ortskerns von Cobbenrode wurde die 1769 die Fachwerk-Hofanlage mit Haupthaus und Wirtschaftsbauten errichtet. Das in Sauerländer Fachwerkausführung erbaute niederdeutsche Hallenhaus ist weitgehend im Originalzustand erhalten und steht auf erdgeschosshohen Bruchsteinmauern. Über einem verputzten Backstein-Erdgeschoss liegt unter einem mächtigen Satteldach ein Fachwerkobergeschoss.
Das Fachwerk aus 21 Gebinden mit einem 4-Ständergerüst zeigt die Figur des Wilden Manns und ist reich mit Inschriften und Schnitzereien verziert. Der Giebel des Obergeschosses kragt auf geschnitzten Balkenköpfen mit geschnitzten Füllhölzern und Eckständern aus. Fachwerkwände gliedern das Innere des Hauses in drei „Schiffe“, die durch eine befahrbare Diele zugänglich sind. Im hinteren Teil liegt das so genannte „Kammerfach“ mit der Wohnung im oberen Geschoss, das in den Hang eingegraben ist. Das rechte Schiff diente früher als Stallung, darüber lagen die Vorratsräume und die Gesinderäume. Anstelle der heutigen Feuerstelle war die Wirtschaftsdiele ursprünglich bis zum rückwärtigen Giebel durchlaufend.
In den Wohnräumen des linken Seitenschiffs sowie im Kammerfach befindet sich noch die Ausstattung aus der Bauzeit und dem 19. Jahrhundert. Eine Besonderheit stellt die hinter dem Wirtschaftsgiebel angeordnete Stube mit ihrer zum Teil barocken Vertäfelung dar. Der Stertschultenhof war ein Vorspannhof an einer Straße, die vom Sauerland bis ins Rheinland führte, im 19. Jahrhundert als „Minden-Koblenzer-Chaussee“ ausgebaut wurde und heute ein Teil der Bundesstraße 55 ist. Es wurden Vorspannpferde vorgehalten, um die Fuhrwerke bei der Bewältigung der etwa 2 km langen Steigung Richtung Elspe zu unterstützen. Außerdem wurde Landwirtschaft und im Obergeschoss eine Gaststube für die Reisenden betrieben.
Um 1819 lebten 15 Personen auf dem Hof, welcher damals zum Kirchspiel Eslohe gehörte und erst 1898 zum unmittelbar nebenan liegenden Cobbenrode kam. Bis 1995 wurde er landwirtschaftlich genutzt und danach vom Heimat- und Förderverein Cobbenrode e. V. übernommen und von 1998 bis 2001 umfangreich restauriert. Die Innenwandbekleidung, die Dachkonstruktion, Türen und Treppen wurden instandgesetzt, Stuckateure besserten Wand- und Deckenflächen aus, Fenster und Wandmalereien wurden restauriert. Sehenswert sind auch die im Sauerland einzigartigen, mit Schablonier- und Rolltechnik erstellten Wandmalereien.
Seit 2001 dient das Gebäude als öffentliche Begegnungsstätte und Archiv für plattdeutsche Mundart des Sauerländer Heimatbundes.