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Pfarrkirche St.Nikolaus

Pfarrkirche St.Nikolaus

Datum Chronikeintrag: 1. Januar 1931

Pfarrkirche St. Nikolaus zu Cobbenrode

Kurz-Video Pfarrkirche St.Nikolaus

Geschichte der Kirche

Die Pfarrkirche St. Nikolaus zu Cobbenrode ist auf den Fundamenten früherer Kirchenbauten im Jahr 1931 nach Plänen des Architekten Karl Wibbe aus Hamm (Westfalen) errichtet. Der Kirchenstandort in Cobbenrode ist seit dem Jahr 1308 nachgewiesen.

 

Pfarrkirche St. Nikolaus zu Cobbnerode, Jahr 2008

Kirchengebäude

Die heutige Pfarrkirche St. Nikolaus zu Cobbnerode ist ein dreischiffiges Gebäude aus schmalen Seitengängen und breitem Mittelschiff. Dieses Mittelschiff mündet in eine um vier Stufen angehobene Altarzone, die polygonal geschlossen ist. Gegenüber bestimmt ein zur Hälfte in das Schiff gerückter Turm die Giebelseite. Seitliche Anbauten (Kapelle und Sakristei) und große Strebepfeiler prägen das Außenbild der Kirche.

Der Innenraum der Pfarrkirche ist rein weiß, eine einzige große Wölbung, deren Rundung schon auf dem Fußboden beginnt. Gliedernde Elemente wie Kapitelle, Gesimse oder Schlusssteine fehlen. Von jedem Pfeiler läuft ein vorstehender Grat hoch ins Ge- wölbe. Als Vorbild für die bauliche Gestaltung ist Dominikus Böhms Kirche St. Apollinaris im etwa 80 km entfernten Lindlar- Frielingsdorf aus dem Jahr 1928 anzusehen.

Die Pfarrkirche St. Nikolaus folgt der Idee des gerichteten Einheitsraums. Zwar bestehen Seitenschiffe, jedoch erreichen sie als Gänge keine eigenwertige Raumgestalt. Angestrebt ist die Wirkung eines Großraums, der durch die zusammenfassende Wölbung keine Unterscheidung in Gemeinderaum und Chor sucht. Der Altar als Sinnbild Christi soll Ziel und Zentrum des Einheits- raums sein. Auch die Lichtregie unterstützt dieses Anliegen, indem der Altar von beiden Seiten durch schräg gestellte Lamellen belichtet wird.

Um die Wirkung des Einheitsraums zu verstärken, ist auch der Nebenaltar in eine Nische gedrängt und für den Taufstein gibt es im hinteren Bereich der Kirche eine Kapelle.

Die Glasbilder im Seitengang sind wenig bestimmend und Licht fällt gleichmäßig von hinten durch das Turmfenster in das Kirchenschiff.

Pfarrkirche St. Nikolaus zu Cobbenrode, Innenraum, Jahr 2015

Die Chor-Rundung der Pfarrkirche, welche sich gegenüber dem weiß verputzten Turm befindet, wird von Seitenkapellen flankiert. Die Strebenpfeiler der niedrigen Außenwände des Seitenschiffs vermitteln den Eindruck, als würde das Dach bis zum Boden reichen. Man betritt das Gotteshaus durch das Seitenschiff und geht unter einer Empore hindurch in den Innenraum.

Geschichte der Kirchenbauten in Cobbenrode

 

Im “Liber valoris” (Abgaben- und Einkommensverzeichnis in der Decania Meschede um die Jahre 1310 bis 1313) wird Elspe (heute: Stadtteil der Stadt Lennestadt) als eine Gemeinde bezeichnet, zu der zwei Kapellengemeinden gehören, die eine in Förde, im Süden von Elspe, die andere in Cobbenrode, im Norden von Elspe. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass in Cobbenrode bereits um das Jahr 1300 ein Gotteshaus oder ein Kirchengebäude, wenn auch nur in der Form einer Kapelle, vorhanden war.

 

Für die Tatsache, dass bereits im 13. Jahrhundert in Cobbenrode ein Kirchengebäude vorhanden gewesen sein muss, legen auch noch vorhandene Gegenstände Zeugnis ab. Hierzu gehören zwei romanische Leuchter, die in Cobbenrode als wertvolle Altertümer aufbewahrt werden. Der romanische Stil war in den Jahren von 1000 bis 1250 im Gebrauch. Ein gleiches Zeugnis für das Vorhandensein einer Kirche oder Kapelle in Cobbenrode in der romanischen Zeit legt auch die hölzerne Nikolausfigur ab (im Volksmund “Granseck” genannt) aus dem Jahr um 1393.

 

Eine Pfarrkirche in Cobbenrode sowie deren Pfarrer Gottfried von Kobbenrode werden erstmalig im Jahr 1366 in einer Urkunde aus dem vatikanischen Archiv genannt. Ein Dokument vom 1. April 1366 bestätigt, dass Gottfried von Cobbenrode von der Kirche in Cobbenrode zur Pfarrkirche nach Wormbach wechselte. Die Präsentations- und Patronatsrechte in Cobbenrode hatte die Familie von Kobbenrode inne, da sie die Pfarrei gestiftet hatte. Die Übertragung dieses Rechts war an Blutsverwandtschaft geknüpft, so ging es später auch nicht an die „fremden“ neuen Eigentümer des Hauses Kobbenrode über, sondern an weitere Nachfahren dieses Adel-geschlechts.

 

Der Schutzpatron der Pfarrkirche in Cobbenrode ist seit Beginn des

  1. Jahrhunderts der Hl. Nikolaus zu Myra als Schutzheiliger der reisenden Kaufleute und Seefahrer. Anzunehmen ist daher, dass die Stifterfamilie von Kobbenrode, die die Pfarrei mit der Pfarrkirche in Cobbenrode stiftete, auch in diesen Bereichen tätig war.

 

Kirchenneubau im 15. Jahrhundert

 

Wie lange die erste Kirche oder Kapelle in Cobbenrode bestanden hat, ist nicht bekannt. Sie scheint aber nach etwa 200 Jahren ihres Daseins, im 15. Jahrhundert, durch eine andere ersetzt worden zu sein. Pfarrer Morius, Cobbenrode, berichtet in seiner Chronik: “Nach Aussagen älterer Leute soll im 15. Jahrhundert hier das Pfarrhaus und die Kirche durch Brand zerstört sein. Tatsächlich spricht alles dafür, dass im 15. Jahrhundert in kirchlicher Beziehung in Cobbenrode große Veränderungen stattgefunden haben müssen.“

 

Aus dieser Zeit, welche mit dem gotischen Stil zusammenfällt, stammen eine Reihe von religiösen Figuren. An der Spitze der Kruzifixus, spätgotisch um das Jahr 1500 und von besonderer Qualität die Pieta (Vesperbild Schmerzhafte Muttergottes) eben- falls um das Jahr 1500. Dann ist zu nennen die HI. Maria mit Kind, Krone und Apfel, ferner die Hl. Elisabeth mit der Marburger Kirche, der Hl. Antonius Eremit, die HI Katharina und Franz von Assisi aus den Jahren um 1500 bis 1550.

 

Kirchen-Neubau im 18. Jahrhundert

 

Während die erste Kirche oder Kapelle in Cobbenrode wahr- scheinlich durch einen Brand zerstört wurde, wurde die zweite am Ende des 17. Jahr-hunderts baufällig. Der damalige Cobbenroder

Pfarrer Paulus Wennhöfer war im Jahr 1661 angeklagt, dass er öfters an Sonn- und Feiertagen anderswo Gottesdienste und Predigt halte, den Gottesdienst in Cobbenrode aber vernachlässige. Der Pfarrer gab die Wahrheit dieser Beschuldigung zu. Er verteidigte sich damit, dass die Kirche in Cobbenrode so baufällig geworden sei, dass man sie nur bei Lebensgefahr betreten könne. Einige Zeit später scheint sie wenigstens wieder soweit hergestellt worden zu sein, dass der Pfarrer Gottesdienst darin halten konnte.

 

Die Reformationszeit und der 30-jährige Krieg hatten anscheinend auch bis in die Dörfer im Sauerland, so auch in den Ort Cobbenrode, Folgen und Wirkungen ausgedehnt. Wegen ihrer Baufälligkeit mußte die Kirche in Cobbenrode schließlich niedergerissen werden.

 

Georg Rösen, Pfarrer in Cobbenrode in den Jahren von 1701 bis 1708 und Nachfolger von Pfarrer Paulus Wennhöfer, sah sich vor die Aufgabe gestellt, eine neue Kirche in Cobbenrode zu bauen. Er begann damit im Jahr 1707.

 

Der Kölner Weihbischof Johannes Werner de Veyden weihte den Neubau am 23. Juni 1708 zu Ehren des Heiligen Bischof Nikolaus, den Hauptaltar zu Ehren des St. Nikolaus, den Nebenaltar auf der Evangelienseite zu Ehren des heiligen Kreuzes und der schmerz- haften Mutter Gottes ein. Dem Altar eingefügt wurden Reliquien der Gefährtinnen der Hl. Ursula und der Thebäischen Märtyrer aus dem ägyptischen Theben des 4. Jahrhunderts.

 

Der Konservator Albert Ludorff in Münster nennt die neue Kirche einen Renaissance-Barock-Bau des 18. Jahrhunderts. Sie war ein- schiffig, gewölbt dreijochig mit 3/8 Schluß gebaut.

 

Für die erbaute Kirche liegen noch die Kostenrechnungen („Taxatum“) vor. Auf der ersten Seite des Taufbuches, welches mit dem Jahr 1701 beginnt, wird angegeben: „das Dach und das Obergebäude: 300 Reichstaler, die Fenster: 50 Reichstaler, die vier Gewölbe: 80 Reichstaler, die Mauer: 100 Reichstaler, Altäre: 70 Reichstaler, Bänke, Kanzel und Bühne: 100 Reichstaler.“

 

Woher der damalige Pfarrer Georg Rösen das Geld zum Neubau seiner Kirche bekam, ergibt sich aus dem Stiftsmessen-Verzeichnis jener Zeit. Pfarrer Georg Rösen stiftete zumindest eine Messe aus seinen Mitteln zu 10 Reichstalern. Und viele andere stifteten damals heilige Messen und ließen ein Teil des Stiftungskapitals der Kirche zugutekommen.

 

Erweiterungsbau im Jahr 1835

 

Die in den Jahren 1707 und 1708 erbaute Kirche stand, wie es scheint, ungestört bis zum Jahr 1835. In diesem Jahr sollte der Turm der Kirche instandgesetzt werden. Bei dieser Arbeit fand man aber, dass der Abbruch des gesamten Kirchenturms als not- wendig erschien und sofort ausgeführt werden musste. Man hielt es für angebracht, einen Erweiterungsanbau der Kirche vorzunehmen und statt des früheren hohen Turmes nur einen kleinen Kirchturm zu errichten.

 

Der Neubau aus dem Jahr 1708 erhielt somit zwischen den Jahren 1837 und 1839 einen Anbau. Der alte hohe Turm wurde wegen Baufälligkeit durch einen niedrigeren Turm ersetzt.

 

Der neue Anbau wurde in gleicher Breite mit den vorspringenden Pfeilern der alten Kirche einschließlich der fussstarken neuen Seitenmauern 32,2/3 Fuß lang und 6 Fuß hoch errichtet. Die Größe

der Kirche mit Anbau war auf 260 Personen berechnet, die

„Seelenzahl“ von Cobbenrode betrug damals 354.

 

Obwohl man den Neubau in den bescheidensten Grenzen hielt und die Mauermaterialien durch Hand- und Spanndienste herbei- geschafft wurden, betrug der Kostenvoranschlag 928 Reichstaler oder 2784 Mark, was für das kleine Kirchenspiel Cobbenrode eine ziemlich schwere finanzielle Belastung bedeutete.

Pfarrkirche St. Nikolaus zu Cobbenrode, Innenraum, Jahr um 1900

 

Weil Johann Hennecke zu Burbecke das niedrigste Angebot zur Bauausführung der neuen Kirche abgegeben hatte, erhielt er den Zuschlag für 596 Reichstaler. Bei Baubeginn musste die Kirchen-

 

tür, welche ursprünglich für die Westseite vorgesehen war, wegen der erhöhten Terrainlage an der Südseite angebracht werden.

 

Dieser Erweiterungsbau fand unter Pfarrer Johann Schnepper statt, welcher aus Mecklinghausen, Pfarrei Helden, gebürtig war. Pfarrer Johann Schnepper führte zur Finanzierung in mehreren Gemeinden im „Cobbenroder Land“ Sammlungen und Kollekten für den Bau der neuen Pfarrkirche durch.

 

Pfarrkirche St. Nikolaus, Jahr 1897, rechter Teil erbaut im Jahr 1707,
linker Teil mit dem Kirchturm im Jahr 1837

Kirchenneubau im Jahr 1931

Die Pfarrkirche St. Nikolaus zu Cobbenrode genügte im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts nicht mehr den Anforderungen der Kirchgänger, so dass ein Um- oder Neubau notwendig wurde. Im

Jahr 1931 erfolgte ein Neubau der Kirche auf den vorhandenen Fundamenten und der Vorgängerbau, der als zu niedrig, zu eng und zu feucht beschrieben wird, wurde abgerissen.

 

Ein Kirchen-Neubau in einer so kleinen und wenig leistungs- fähigen Gemeinde wie Cobbenrode konnte nicht von heute auf morgen ausgeführt werden. Vielmehr waren schon längere Zeit vorher für die Beschaffung der Baumittel Vorkehrungen zu treffen. Sobald Pfarrer Franz Hundt im Jahre 1903 die Pfarrei über- nommen hatte, begann er sofort für den Neubau der Kirche zu sammeln. Das durch Sammlungen der Gemeinde zusammen- gebrachte Baukapital erhielt einen nennenswerten Zuwachs durch eine Kirchenkollekte, die zu Gunsten der Kirchengemeinde durch den Generalvikar Casper Klein, dem späteren Erzbischof von Paderborn, genehmigt wurde.

 

Leider ging das eingesammelte Geld in der Inflationszeit zum größten Teil wieder verloren. Nach der Inflation blieb etwa ein Aufwertungskapital von 8000 Mark. Der Erzbischof Casper Klein genehmigte am 24.12.1924 und 17.12.1927 eine Provinzial-Haus- kollekte. Etwa 20.000 – 25.000 Mark flossen zum Kirchenbau von außen her zu. Das noch fehlende Geld wurde durch die Gemeinde Cobbenrode selbst aufgebracht.

 

In den Jahren 1929 bis 1930 nahm der Gedanke an einen Neubau der Kirche greifbar Gestalt an. Das Baukapital war im Jahr 1930 auf 42.000 Mark gestiegen.

 

Im Oktober 1930 lagen Neubaupläne vor. Mehrere Architekten hatten Skizzen zum Neubau eingereicht: Heinrich Kötter aus Hüsten, J. Färber aus Soest und Dipl.-Ing. Karl Wibbe aus Hamm. Die Bauzeichnung des Architekten Karl Wibbe fand schließlich die Zustimmung des Kirchenvorstandes der Gemeinde Cobbenrode.

Vor der Umsetzung der Pläne von Karl Wibbe beanstandete die Erzbischöfliche Behörde allerdings erhebliche „Planungsmängel”, darunter das angebliche „Missverhältnis zwischen Turm und Dach“. Eine positive Entscheidung für das Projekt fiel erst im Sommer 1931 nach Intervention bei Erzbischof Caspar Klein. Der Bauvertrag wurde aber nach vielen Gesprächen schließlich am 21.01.1931 von der erzbischöflichen Behörde genehmigt Schließlich konnte der Bau noch bis Ende des Jahres 1931 fertiggestellt werden.

Über den Architekten Karl Wibbe aus Hamm liegen nur lücken- hafte Informationen vor. Karl Wibbe nahm um das Jahr 1925 seine Tätigkeit als freiberuflicher Architekt auf. 1929 war er Mitglied der neu gegründeten St. Lukas-Gemeinschaft Münster, welche die Qualität christlicher Kunst und Architektur erhöhen wollte. Im kurzen Zeitraum der Jahre von 1927 bis 1933 errichtete er mindestens zwölf Kirchenbauten, die über ganz Westfalen verteilt sind.

Am 21.04.1931 wurden die Maurerarbeiten an den Bau- unternehmer Joseph Stracke in Eslohe vergeben für 10.424 Mark. Den Auftrag der Gewölbearbeiten erhielt die Firma Gebrüder Herkt in Münster für 8.909 Mark. Die Zimmerarbeiten wurden vergeben an Zimmermann Jahann Schmidt in Oberlandenbeck zu 1.221 Mark. Ein Teil der Klempnerarbeiten bekam Franz·Lübke in Oberbremscheid, die Dachdeckerarbeiten Franz Cremer in Serken- rode, die Verglasung Friedrich Frerrichs in Hamm, die Schmiede- arbeiten Franz Ewers in Cobbenrode, die elektischen Installationen das Elektrizitätswerk Bestwig, die Schreinerarbeiten Johann Borne- mann in Cobbenrode, die·Kanalisierung und die Plattierungsarbeiten Franz Vollmer in Cobbenrode, die Fußbodenarbeiten Johann Struwe in Cobbenrode, die Klempnerarbeiten und die Herstellung des Turmkreuzes Paul Nöcker in Eslohe, die Fertigung der Kirchenbänke Franz Schäfer in Cobbenrode.

Ehe der Kirchenneubau seinen Anfang nahm, mussten auch noch einige schwierige Vorarbeiten geleistet werde. Da die Kirche auf denselben Platz gebaut werden sollte, wo noch die alte Kirche stand, mußte die alte Kirche erst abgebrochen werden. Die Leichen, welche um die Kirche herum begraben lagen, mussten exhumiert und auf den neuen Friedhof gebracht werden. Der Kirchplatz selbst, welcher uneben war und nach Nordwesten zu einem Hügel anstieg, musste geebnet werden. Die Ausschachtung des Fundaments und die Planierung des Kirchenplatzes über- nahmen die Gemeindemitglieder entweder unentgeltlich oder für eine geringe Vergütung.

Da die alte Kirche zum Abbruch bestimmt war und in derselben kein Gottesdienst mehr abgehalten werden konnte, so musste das zum Gottesdienst notwendige Inventar in die Schützenhalle ge- bracht werden. Hier wurde vom 05. März an bis zum Nikolausfest des Jahres 1931 die hl. Messe an Sonn- und Werktagen gefeiert.

Am 03. März 1931 begann der Abbruch der alten Kirche. Ehe man dazu überging, das durch sein Alter und seine Bestimmung ehr- würdige Gebäude abzubrechen, wurde vorher erst eine Viertel- stunde hindurch geläutet, um anzudeuten, dass die „Kirche im Sterben läge und ihre Sterbestunde herannahe“.

Als die alte Kirche niedergelegt und die Gräber exhumiert waren, konnte die Arbeit an der neuen Kirche beginnen. Bereits am 31. März, am Dreifaltigkeitsfest, konnte die Grundsteinlegung vorgenommen werden. Am 05. Juli wurde das Richtfest gefeiert. Am Fest des Hl. Nikolaus konnte die Gemeinde in die neue Kirche einziehen und das Einweihungsfest feiern.

Die neue Kirche in Cobbenrode würde wohl kaum ohne Schulden erbaut worden sein, wenn nicht wohltätige Leute sich gefunden hätten, die den Kirchenbau durch Schenkungen unterstützten. An diesen Schenkungen beteiligten sich nicht nur Mitglieder der Gemeinde Cobenrode, sondern auch auswärtige Personen.

Durch Holzschenkungen unterstützten den Kirchenneubau: Land- wirt Anton Becker, Bockheim, Eberhard Rinschen, Bremscheid, Wilhelm Dünnebacke, Witwe Dünnebacke, Paul Wiese, Johann Schledorn und August Plugge, Niedermarpe, Joseph Blöink, Henninghausen, Wilhelm Brögger, Fritz Keine und August Henders, Obermarpe, Clemens Vogelheim und Hubert Kracht, Cobbenrode.

Auch die Glasfenster der Kirche konnten durch Schenkungen beschafft werden. Joseph Blöink stiftete das Christuskönig-Fenster, Lehrerin Elisabeth Schwermer, der Mütterverein und die Jugend stifteten das Fenster der Gottesmutter, Johann Witte in Obermarpe und Clemens Vogelheim das Fenster des Hl. Antonius von Padua, die Bewohner von Obermarpe, welche den Hl. Georg als Kapellen- patron verehren, schenkten das Fenster des St. Georg, die Jäger aus Cobbenrode, Lehrer Schön, Hubert Kracht und Josef Bille stifteten das Fenster des Hl. Hubertus, Pfarrer Franz Hundt gab das Fenster zu Ehren des Hl. Petrus Canisius, Joseph Löher und Johann Bischoping, Obermarpe gaben ihren Beitrag zum großen St. Nikolaus-Fenster im Turm.

Den Entwurf der Glas-Fenster erstellte H. Evers und die Ausführung übernahm G. Freerichs aus Hamm.

 

 

Geschichte der Pfarrei Cobbenrode

 

Sicher ist, dass Cobbenrode bereits im Jahr 1366 eine selbständige Pfarrgemeinde war. Eine alte Urkunde aus dem Jahr 1366 besagt, dass Urban V., der als Papst in Avignon residierte, dem Pfarrer Godefriedus von Cobbenrode auf dem Wege des Tausches die Pfarrkirche in Cobbenrode übertragen hat. Die noch vorhandenen alten Pfarrsiegel zeigen das Bild des Hl. Nikolaus, auf der Umschrift findet sich der Name „Copenrat“.

Die Pfarrei oder die Kirchengemeinde Cobbenrode deckt sich nicht mit der politischen Gemeinde gleichen Namens. Die Kirchengemeinde Cobbenrode umfasste zunächst die Ortschaften Cobben- rode, Obermarpe und Henninghausen, und schließlich noch Schwartmecke, Leckmart und Glamke.

Gemäß Urkunde vom 8. Nov. 1525 verkauft Diederich von Cobbenradt und Johanna, seine eheliche Hausfrau, den Vor- mündern der Kirche zu Elspe ein Malter Hartkorn, nämlich 1/2 Malter Gerste jährliche Rente aus ihrem Hof und Gute zu Cobben- rode gelegen: “by dem Dorpe dar nu thor tydt uppe sittet, underhewet und buwet Thies sein Schulte” für eine unbestimmte Geldsumme, die “up sunte petersdag ad cathedram” alle Jahre zu geben und zu bezahlen ist. Diese Schenkung der Eheleute Diedrich und Johanna von Cobbenradt an die Kirche zu Elspe würde wohl nicht erfolgt sein, wenn die Kirchengemeinde Cobbenrode zur Pfarrei Eslohe gehört hätte.

Vorstehende Urkunde erlaubt aber noch einige Bemerkungen zu den Ausführungen “Aus ihrem Hof und Gute”, nicht in dem Dorf Cobbenrode, sondern “by dem Dorpe”. Die adlige Familie von Cobbenradt war Besitzerin des Dorfes, hatte aber auch noch Hof und Gut unweit des Dorfes, eine Besitzung, die nicht zum Dorf gehörte, ein für sich allein bestehendes größeres Gut. Dieses Gut wird noch näher bezeichnet durch die Beigabe: “Dar nu thor tydt uppe sittet, underhewet und buwet Thies sein Schulte.” Thies ist der Personenname, der gleichzusetzen ist mit „Tigges“. Zwischen dem Personen- und Familien- oder Standesnamen Schulte steht hier noch das zueignende Fürwort: “sein”. Dies widerspricht jeglicher Grammatik. Es ist eben kein Fürwort, sondern ist ein Bestandteil des Familiennamens; der Schulte wird näher gekennzeichnet: er heißt “Stertschulte”. Der Name “Stertschulte” ist ein ganz außer- gewöhnlicher und befremdlicher Name, den ein Unkundiger nicht so leicht erraten kann, besonders wenn er Deutsch wiedergegeben ist; in der lateinischen Sprache heißt er: „in sterte, stertico, in cauda“. Der Ausdruck “Thies sein Schulte” muss heißen “Matthias Stertschulte”.

In einem Abgabenverzeichnis vom Jahr 1310 an das Walburgisstift in Meschede heißt es: “curtis in sterte dabit V mald. avene et porcum de dimidia marca”, zu Martini hat der Sterthof 5 Malter Hafer und ein Schwein im Wert von einer halben Mark zu liefern.

Aus dieser Urkunde geht hervor, dass die von Cobbenradt teils zur Pfarrei Elspe, teils aber auch wegen ihres Gutes im Sterthofe, zu Eslohe gehörten. Der Sterthof hat somit zunächst kirchlich zur Pfarrei Eslohe gehört. Erst am 10. März 1898 erfolgte die Ab- pfarrung von Eslohe und seine Zuteilung zu Cobbenrode.

Dass Cobbenrode eine Tochterkirche von Elspe gewesen ist, besagt auch eine Urkunde aus dem Pfarrarchiv. Im Jahr 1782 am 13. Juli wurde der bisherige Vikar in Oedingen, Franz Joseph Maas, ge- bürtig aus Paderborn, von Maximilian Henricus Vogt zu Leckmart, zum Pastor von Cobbenrode präsentiert, und der Pastor von Elspe, Johann Georg Arenz, ersucht, denselben in sein Amt einzuführen. Dieses Recht der Einführung wird „antiqua et approbata consue- tudo“ genannt, ein altherkömmliches und anerkanntes Recht. Dieses Recht wurde auch bei der Besetzung am 25. Juni 1903 ausgeübt, wie auch bei der Einführung des Oedinger Pastors im Jahr 1872.

Im Cobbenroder Lagerbuch (handschriftliches Verzeichnis der Besitzungen und der damit verbundenen Einkünfte, die zu einer be- stimmten Herrschaft oder einer Verwaltungseinheit (Amt) ge- hörten) steht:

1694 lebte hier ein Diederich von Esleben, welcher hier Müller war. Dieser und Pastor Paul Wemhöfer haben folgendes in einer Privaturkunde vom selben Jahre deponiert: “dass das Haus Cobbenrode ein uraltes adeliges Haus gewesen, worin sie ritterliche Wappen gesehen, und dass einst das ganze Dorf Cobbenrode nach Aussage alter Leute diesem Hause zugehörig gewesen. Früher habe Haus und Dorf Cobbenrode zur Pfarre Elspe gehört. Weil aber dieser Ort zu weit gelegen, so sei von dem damaligen Besitzer des Hauses Cobbenradt im Dorfe eine neue Pfarre errichtet und eine Kirche erbaut, auch Pfarrstelle und Küsterei dotiert worden. Die Fischerei habe ebenfalls dem Hause Cobbenradt zugestanden, auch die hohe und niedere Jagd.”

Die Errichtung der Pfarrei Cobbenrode muss zwischen den Jahren 1525 und 1694 stattgefunden haben, aber nach und trotz Errichtung derselben blieb das nahe Obermarpe doch noch zunächst bei Elspe.

Die Pfarrei Cobbenrode umfasste anfangs nur das Dorf Cobben- rode. Dieser Zustand blieb viele Jahrhunderte so bestehen. Obwohl die Dörfer Obermarpe, Henninghausen, Nieder- und Oberlanden- beck sehr nahe liegend, dieses in seelsorgerischer Hinsicht als ihre Pfarrkirche ansahen, wurden sie doch nicht dahin umgepfarrt.

Noch im Jahr 1774 beklagte sich Pfarrer Ernst Matthias Becker (Pfarrer von 1765 – 1778 in Cobbenrode) bei der Erzbischöflichen Behörde in Köln, dass „die Bewohner vieler umliegender Dörfer gleichsam wie Schafe in der Pfarrkirche zu Cobbenrode zusammenfluteten, zur Zeit der Tonsur aber, da sie geschoren werden sollten, sie aber zu ihren Muttergemeinden, wo ihre Wolle in Empfang genommen würde.“ Diese „Schafe“, so schreibt er gehören drei verschiedenen Pfarreien an, nämlich Obermarpe zu

Elspe, Henninghausen und Landenbeck zu  Wormbach sowie Sterthof zu Eslohe.

Pfarrer Höynck, Cobbenrode, schreibt: “Der Kurfürst und Erz- bischof von Köln, Max Franz, scheint sich mit der geographischen Lage des Sauerlandes besonders beschäftigt und infolgedessen einige Änderungen für notwendig befunden zu haben. Er bestimmte in einem Schreiben vom 3. Juni 1801 aus Wien: Der Ort Obermarpe ist aus dem Pfarrverbande mit Elspe entlassen und der Pfarrei Cobbenrode zugeteilt; der Ort Henninghausen, bisher zu Wormbach gehörig, wird ebenfalls Cobbenrode zugeteilt.”

Der genannte Maximilian Franz, der letzte Kurfürst, starb am 27. Juli 1801 zu Hetzendorf bei Wien. Es ist nicht unmöglich, dass sein Dekret vom 3. Juni 1801 seine letzte Regierungshandlung gewesen ist.

Im Jahr 1804 wurde unter dem Pfarrer Josef Zöllner (Pfarrer von 1800 – 1808) Obermarpe von Elspe und Henninghausen von Wormbach in die Gemeinde Cobbenrode eingepfarrt. Die Um- pfarrung des Sterthofes von Eslohe geschah unter Pfarrer Engel- bert Mönnichs (Pfarrer von 1860 – 1903) am 16.08.1898. Nieder- landenbeck gehörte zur Pfarrei Wormbach und wurde mit der Gemeinde Hengsbeck im Jahr 1924 eine Filiale von Eslohe. Die Gebiete Leckmart, Schwartmecke und Glamke, die zur Pfarrei Oedingen gehörten, wurden am 01.12.1979 in die Pfarrei Cobben- rode umgemeindet. (Quelle: /2-90/).

 

Präsentations- und Patronatsrecht

Das Präsentations- und Patronatsrecht über die Pfarrstelle in Cobbenrode besaß uranfänglich die adlige Ritterfamilie von Cobbenrode, die Stifterin und Gründerin der kirchlichen Institute.

Die Familie von Cobbenrode hat sich ohne Zweifel dieses Rechts mehrmals bedient, um verwandten Mitgliedern die Pfarrstelle zu verleihen. So war um das Jahr 1366 ein Godefriedus von Cobben- rode der Pfarrer.

Von der Familie von Cobbenrode ist das Patronats- und Präsentationsrecht auf die Familie von Esleben übergegangen. Die Richter von Esleben von Oedingen zu Leckmart hatten dieses Recht mit ihrem ungefähr 500 Morgen großen Gut dauernd verbunden. Es blieb auch bei dieser Familie, bis es ein Johann Caspar von Esleben an Anton Eberhard Rath, Florenz, abtrat. Durch einen Prozess in Oedingen im Jahr 1763 soll entschieden worden sein, dass dem genannten Anton Eberhard Rath das „jus patronatus“ zustehe; beurkundet durch den Drosten von Weichs zur Wenne und den Richter Maximilian Halmann. Anton Eberhard Rath stellte daraufhin folgende Urkunde aus:

“Das mir unterzeichnetem Anton Eberhard Rath von dem Johann Caspar v. Esleben übertragene jus patronatus über die Pfarrstelle zu Cobbenrode übertrage ich hiermit meinem Bruder Johann Franz Rath, dergestalt, dass mein Bruder sich dieses Rechtes allein bediene und solches ohne einen mindesten Einwand bei sich ergebenden Fällen ausüben möge. Weshalb ich diese Urkunde eigenhändig unterschrieben und ausgefertigt habe.

Florenz, den 28. December 1764

Anton Eberhard Rath

 

Die Rechtsnachfolger der Familie von Cobbenrode in Hinsicht auf das Patronatsrecht, nämlich die Familie von Esleben und vor allem später die Familie Rath in Leckmart, haben das Patronats- und Präsentationsrecht oftmals ausgeübt. Von der Familie Rath geht das Patronatsrecht an die Familie Vogt in Leckmart über. Wie zwischen den Familien Rath und von Esleben, so bestanden zwischen der Famile Vogt und der Familie von Esleben verwandschaftliche Beziehungen. Friedrich Vogt aus Wormbach heiratete im Jahr 1722 eine Clara von Esleben und wohnte in Leckmart.

Die letzte Trägerin des Patronats- und Präsentationsrechtes ist die Familie Gödde aus Haus Valbert bei Oedingen. Von dort heiratete ein Franz Gödde eine Elisabeth Vogt und kam auf diesem Weg in den Genuss des lastenfreien Patronatsrechts von Cobbenrode.

Als im Jahr 1903 Bischof Schneider den bisherigen Vikar Franz Hundt in Helden zum Pfarrer von Cobbenrode ernannte und hierbei das Patronats- und Präsentationsrecht ausseracht liess, gab erst nach mehreren Verhandlungen die Familie Gödde ihre Zustimmung, jedoch mit dem Vermerk, dass man in Zukunft sie nicht übergehen dürfte. Am 06. Juni 1935 hat die Familie Gödde aber für die damals anstehende Besetzung der Pfarrstelle auf das Präsentationsrecht verzichtet, und dem Erzbischof die freie Besetzung überlassen.

Am 04. Januar 1967 richtete der Generalvikar ein Schreiben: “An den Besitzer des Vogtschen Hauses (Fam.Gödde) in Leckmart”, ein Schreiben, in dem mitgeteilt wird, dass durch das II. Vatikanische Konzil die Gewohnheiten und Rechte auf alle Formen der Mitwirkung bei der Besetzung eines Pfarramtes abgeschafft sind.

 

Pfarrhaus

Das in den Jahren 1660 und 1750 nach Bränden neu errichtete und im Jahr 1904 abgebrochene Pfarrhaus („Pastorat“) lag südlich der alten Provinzialstraße, deren Anlage nach dem Jahr 1800 Kirche und Pfarrhaus voneinander trennte.

Cobbenrode, Pfarrhaus, Jahr 1890,
abgerissen im Jahr 1904

 

Das Pfarrhaus hatte seinen Eingang wie auch die Giebel nach Süden ausgerichtet. Beiderseits des Eingangs und der Tenne waren Stallungen angeordnet. Nördlich lagen die Keller, westlich die Küche, östlich die Zimmer. Das alte Pfarrhaus war noch mit einem Strohdach gedeckt.

Pfarrer Johannes Dornseiffer aus Eslohe führte zu dem bestehenden alten Pfarrhaus aus: „… das mit Stroh gedeckte Pfarrhaus ist ein Unikum. Das Pfarrhaus ist für einen Geistlichen eine unwürdige Wohnung. Es sind nur 3 bewohnbare Zimmer vorhanden und die Küche gleicht einer Räuberhöhle.”

Nach der Erweiterung der Pfarrei Cobbenrode erfolgte im Jahr 1904 auch ein Neubau eines Pfarrhauses („Pastorat“) nord-westlich der Bundesstraße B 55. Pfarrhaus und Pfarrkirche St. Nikolaus waren bis in das Jahr 1979 durch die Obermarper Straße sowie insbesondere durch das alte Schulgebäude und spätere Wohnhaus voneinander getrennt.

Heute liegen zwischen Pfarrhaus und Pfarrkirche St. Nikolaus die Obermarper Straße, der Hof des Pfarrhauses sowie ein Kirchplatz, der an Kirchtagen als Parkplatz, insbesondere von Kirchgängern, genutzt wird.

 

Kirchliche Schätze und Kulturgüter

 

Der größte Teil des Kircheninventars ist im Jahr 1931 aus der früheren Kirche in die neue mit hinübergenommen worden. Der barocke Hoch- und Nebenaltar aus dem Jahr 1761 sowie das Kruzifix aus etwa dem Jahr 1530 blieben erhalten.

Aus früheren Jahrhunderten übernommen sind auch zwei Altar- leuchter, angefertigt in romanischem Stil, von Bronze, dreiteilig auf Tierfüssen, durchbrochen mit Tiergestalten. Sie gehören zu den ältesten kirchlichen Gegenständen und haben wegen ihres Altertums und Kunstwerkes Aufnahme in die „Kunstdenkmäler von Westfalen“ gefunden. Die Leuchter des 13. Jahrhunderts stammen vermutlich aus Mindener Werkstätten.

Heiligenfiguren

Des Weiteren wurden bewahrt und in die neue Kirche mit hinüber- genommen gotische Weichholz-Figuren des St. Nikolaus (um das Jahr 1390), der Hl. Elisabeth mit der Marburger Elisabethkirche als Kirchenmodell (um das Jahr 1520), des Hl. Antonius eremita, Eremit mit den Attributen der hl. Schrift und dem Taufkreuz (um das Jahr 1520), des Hl. Franz von Asissi mit den Wundmalen (um das Jahr 1550) und der Katharina mit dem Schwert (um das Jahr 1520), der Hl. Maria mit Kind, die einen Apfel trägt und die Krone (um das Jahr 1500), des Hl. Franziskus (aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, Restauration im Jahr 1965) blieben bewahrt. Auch die Pieta oder schmerzhafte Mutter (ein Vesperbild), spät- gotisch um das Jahr 1500, wurde bewhrt und wird wegen der künstlerischen Schönheit hochgeschätzt und bewundert.

Auch der im Volksmund genannte “Granseck”; ein sitzender Bischof um 1390; er soll den Hl. Maternus darstellen, der der erste Bischof von Köln war, ist von besonderer kunsthistorischer Be- deutung. Der Hl. Maternus soll von Petrus als Glaubensbote an den Rhein gesandt worden sein. Er galt als Schiedsrichter in wichtigen Angelegenheiten, nahm am Konzil von Arles (Synode im Jahr 314, deren Entscheidungen bedeutsam für die weitere Entwicklung der christlichen Kirche war) teil.

 

Kirchenaltäre

Die beiden schönen Renaissance-Rokoko-Altäre, die beide im Jahr 1761 errichtet wurden, wurden in die neue Kirche übernommen. Das Altarretabel aus dem spätbarocken Vorgängerbau umfasst ein Gemälde der Hl. Dreifaltigkeit, darüber ein Bild des Hl. Georg, seitliche Figuren Hl. Agatha und Hl. Nikolaus und der gewandelten Leib Christi im Tabernakel. Dazu treten ein Zelebrationsaltar (Jahr 1967) und ein Ambo (erhöhtes Pult, Jahr 2004) in barockisierender Anpassung.

Pfarrkirche St. Nikolaus, Innenraum, Jahr 2018

Der Hochaltar wurde im Jahr 1975 restauriert und renoviert. Nach dem Abbau des Hochaltars ist das „Georgsbild“ und die zwei

„Puttenengel“ an den Altarseiten verlorengegangen.

Pfarrkirche St. Nikolaus, Seitenaltar, Taufstein, Jahr 2018

Der Seitenaltar ist im Jahr 1978 renoviert worden und trägt seitdem wieder ein Farbenkleid. In ihm ist das Kreuz mit dem ausdrucks- vollem Kreuzifixus, spätgotisch um das Jahr 1520 errichtet.

Beide Altäre wurden von Künstlern hergestellt, deren Persön- lichkeit nicht ermittelt werden konnte. Die Volkstradition will sie einer Künstlerfamilie zuschreiben, welche in Landenbeck oder in Hengsbeck gewohnt haben soll. Der Name der Familie soll nach mündlichen Überlieferungen Ross gewesen sein.

Der barocke Hoch- und Nebenaltar aus dem Jahre 1761 wurde bei einer Restaurierung im Jahre 1979 in rot-brauner Marmorierung neu gefasst. Aus der Bauzeit stammen des Weiteren noch Gestühl und Beichtstuhl. Nicht mehr erhalten sind nach der durchgeführten Restauration der Pfarrkirche auch zwei große Kanzelkörbe. Ein Taufstein von etwa dem Jahr 1904 steht heute außerhalb der rückseitigen Taufkapelle vorn im südlichen Seitengang.

Glasfenster

Von der bauzeitlichen Ausstattung sind die Glasbilder von Jakob Heinrich Evers hervorzuheben.

Die Verglasung der Kirchenfenster umfasst Bilder des Hl. Hubertus, des Hl. Petrus Canisius, des Hl. Antonius von Padua, des thronenden Christus, der Hl. Maria Immaculata, des Hl. Georg und des Hl. Hubertus. Ein Fenster der Taufe im Jordan findet sich in der rückseitigen Taufkapelle. (Quelle: /2-96/)

Die Ausführung der Glasfenster erfolgte durch die Glasveredelung Freericks GmbH in Hamm.

Pfarrer Johannes Dornseiffer berichtet, dass nach dem letzten Bau der Kirche zu Cobbenrode im Jahre 1706 auch das ewige Licht ein- geführt worden ist. Der Kupferschmied Johann Caspar Engelhard in Nieder-Eslohe schenkte der Kirche zur Unterhaltung des ewigen Lichtes 10 Taler.

Pfarrer Johannes Dornseiffer berichtet auch, dass die  Kirche von Cobbenrode ein „Unikum hat, etwas, was andere Kirchen nicht aufweisen können: ein ledernes Messgewand, das sehr schön ist und eine Rarität darstellt, die auch auf einer Kunstausstellung in Paderborn zu sehen war“.

 

 

Prälatenkelche

Der Dechant in Wormbach, Everhard von Cobbenrode, hat dem Kloster Grafschaft den sogenannten Prälatenkelch hinterlassen, der später nach Belecke gekommen ist. (Quelle: /2-105/) Nebst diesem Prälatenkelche hat derselbe Everhard von Cobbenrode noch einen zweiten wertvollen Kelch hinterlassen, den die Pfarrkirche zu Fredeburg besitzt.

Der Belecker Kelch ist 22 cm hoch, die Kuppe 8 cm tief, unten 5 cm, oben 10 cm breit. Über dem 6 cm im Durchmesser zählenden Nodus (Verdickung am Griff) steht auf 6 Feldern der Name Jesus, unter demselben: O Maria. Sämtliche Buchstaben sind groß- geschrieben. Die Inschrift über dem Sechspaß des Fußes lautet:

Reverendus ac validus Dominus Everhardus a Kobbenrodt Decanus in Wormbeck olim conventualis in Grafschaft me fieri fecit 1509.” Im Innern des Fußes steht: “Ecclesiae praep. Bel. don. ult. Abbas in Grafschaft Rms D. Edmund 1816.” Unten am Fuße ist auf einem der Sechspasse das Bild des Hl. Alexandri M., auf einem andern das Wappen von Grafschaft, nämlich das Brustbild des Hl. Anno nebst Wappen, dargestellt. In den anderen Feldern sind Ver- zierungen, ein Feld ist leer. Soweit die Beschreibung des Prälaten- kelches, von dem Seibertz (Historiker) aus der Klosterchronik berichtet:

“Dominus Everhardus Cobbenrodt sacerdos et monachus congregationis nostrae – Priester und Mönch unseres Klosters Grafschaft – Decanus in Wormbach – Dechant in Wormbach – qui comparavit monasterio calicem – der dem Kloster einen Kelch vermachte – vir multum spectabilis et honoratus – ein hoch- geachteter und sehr geehrter Herr – starb am 18. Februar 1543.”

Auch die Kirche in Fredeburg besitzt einen schönen, gothischen Kelch aus vergoldetem Silber, der von Everhard von Kobbenrodt herrührt. Derselbe hat um den Fuß folgende Inschrift in großen lateinischen Lettern (Initialien): “Reverendus ac validus Dominus Everhardus a Kobbenrodt decanus in Wormbec olim conventualis in Grasschaff me fiere fecit.”

Somit sind die Inschriften auf beiden Kelchen fast genau dieselben, nur heißt es bei dem Prälatenkelch “Wormbeck”, bei dem Frede- burger “Wormbec”; bei dem ersten “Grafschaft”, bei dem zweiten “Grasschaff”, der eine hat die Jahreszahl 1509, der andere gar keine Zeitbestimmung.

Auf dem Fuße des Fredeburger Kelches ist das Bild des Hl. M. Georg eingraviert mit der darüberstehenden Inschrift: “S. Jorg” nebst einem Wappen (mit 3 leeren Feldern, die mit ebenso vielen schräg liniierten Feldern abwechseln). Der Nodus ist kräftig ge- halten. Auf den 6 Feldern des Mittelstückes über dem Nodus steht der Name J H E S U S (6 Buchstaben), auf jedem Feld steht ein Buchstabe, und auf den 6 Feldern des unteren Mittelstückes stehen ebenso 6 Buchstaben: “O Maria”. (Jesus-Maria).

“Olim conventualis in Grafschaft” sagt die Inschrift vom Jahr 1509: Hieraus geht hervor, dass Everhard von Cobbenrode nach dem Jahr 1509 nicht mehr Mitglied des Klosters war, wohl aber mit demselben und seinem neuen Abt, Albert von Köln in einem freundschaftlichen Verhältnis stand und es auch blieb. Dem neuen Abt hatte er es sicherlich zu verdanken, dass er Dechant von Wormbach wurde; und diese Auszeichnung war wegen seiner Charakterfestigkeit und guten Führung eine wohlverdiente: “Vir multum spectabilis et honoratus” (ein sehr geachteter und hochverehrter Mann; dieses Lob ist ein uneingeschränktes).

Sein schönes und wertvolles Geschenk blieb beim Kloster zu Graf- schaft und wurde bei wichtigen Veranstaltungen vom Abt beim feierlichen Gottesdienst benutzt, infolgedessen auch der Name

„Prälatenkelch“ verwendet wird. Als das Kloster 1802 aufgehoben wurde, hat der letzte Abt Edmundus Rustige von Erwitte diesen Kelch mit nach Belecke genommen und als Pfarrer und Probst der Kirche zum Eigentum überwiesen: „Ecclesiae praepositurae Beleckensis donavit ultimus Abbas in Grafschaft Reverendus Dominus Edmundus 1816.“

Der Fredeburger Kelch enthält keine bestimmte Zeitangabe. Da aber der Dechant von Wormbach, der ehemalige Mönch zu Graf- schaft, der „Donator“ (Geschenkgeber) ist, so muss die An- fertigung des Kelches zwischen den Jahren 1509 und 1543 statt- gefunden haben. Auf diesem Kelch ist das Bild des Hl. Georg angebracht, des Patrons der ursprünglichen Kapelle. Freilich hatte Fredeburg mit Grafschaft ein und denselben Patron, aber dieser zweite Kelch war doch nicht für Grafschaft bestimmt, weil es schon einen solchen erhalten hatte, sondern für die neue Gründung in Fredeburg.

Kirchenglocken

Im Glockenstuhl der Pfarrkirche St. Nikolaus zu Cobbenrode hingen im Jahr 1931 zwei Glocken, beide aus Bronze. Die erste Glocke aus dem 13. Jahrhundert, frühgotisch, ohne Umschrift mit zwei Kreuzen geziert (Durchmesser: 66,5 cm; Gewicht: 180 kg) blieb wegen ihres Alters und des “geringen Gewichts” in beiden Weltkriegen von der Ablieferung verschont. Diese Glocke ist jetzt an die Turmuhr angeschlossen und kündigt den Einwohnern von Cobbenrode die Stunden an. Die andere Glocke ist im Jahr 1745 gegossen (Durchmesser 69 cm). Sie trägt die Inschrift:  “In

 

honorem omnipontes Dei, virginisque matris Mariae et divini Nicolai patroni nostri, anno 1745″. (“Zu Ehren des allmächtigen Gottes und der Jungfrau und Mutter Maria und des hl. Nikolaus, unseres Patrons, im Jahre 1745”.) Diese Glocke wurde am 04.07.1942 beschlagnahmt und abgeholt. Nach dem Krieg fand Egon Schade in Lünen diese Glocke und brachte diese am 17.03.1948 nach Obermarpe, wo sie zum Gottesdienst und den „Angelus“ läutet.

Im Dachreiter der Kapelle in Obermarpe hängt noch eine zweite Glocke (Durchmesser 50 cm), ohne Namen, ohne Inschrift, ohne Jahreszahl, aber geziert mit einem Weinstock und Weingläsern. Auch diese musste im Jahr 1942 abgeliefert werden, kam aber ebenfalls am 06.04.1948 nach Obermarpe zurück.

Am 19. Juni 1946 bestellte der Kirchenvorstand bei der Glocken- gießerei J. F. Weule in Bockenem am Harz drei neue Klangguß- glocken: Ton G – 850 kg, Ton B – 500 kg, Ton C – 350 kg, dazu einen Glockenstuhl aus Eisenkonstruktion. Die Lieferung war nicht leicht auszuführen, da die Militärregierung das gesamte Metall ver- waltete. Es musste erst ein „Eisenschein“ vom Hauptquartier in Hildesheim für drei Glocken im Gesamtgewicht von 1.700 kg besorgt werden. Am 29.05.1947 konnte aber schließlich der Glockensachverständige die Stimmgabelprobe machen mit dem Ergebnis: “Vertragstöne: GI-B2- jede Glocke harmoniert in sich und alle drei Glocken ergeben ein wohlgelungenes Geläut (Te Deum-Motiv). Ich kann dieses Geläut für die Katholische Kirche in Cobbenrode ganz besonders zur Aufnahme empfehlen”. Im Juni 1947 wurden die neuen Kirchenglocken in Hildesheim abgeholt und in Cobbenrode im Turmstuhl montiert.

Pfarrkirche St. Nikolaus, Jahr 1897, rechter Teil erbaut im Jahr 1707,
linker Teil mit dem Kirchturm im Jahr 1837
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