Schützenhalle
Datum Chronikeintrag: 11. Juli 1948
Entstehung
Im Jahr 1926 wurde von der Cobbenroder Schützen-Bruderschaft
beschlossen, ein „festes Gebäude“ als „Schützenhalle“ auf dem
Grundstück gegenüber der Gastwirtschaft Vogelheim zu errichten.
Die Schützenhalle war ein Fachwerkbau, ohne Ausmauerung der
Felder und ohne Isolierung. Von außen war das Gebäude mit
Brettern verkleidet. Später wurde ein Anbau entlang der Obermarper Straße errichtet.
Der untere Teil der Außenwand war sockelgemauert, der darüberstehende Teil zum Dach bestand aus Fachwerk mit Fenstern für die
Belichtung. Auch der gegen-überliegende Teil zur Bundesstraße B
55 hin war mit Fenstern versehen. Toiletten waren in diesem
Gebäude nicht vorhanden; diese wurden in jedem Jahr zum
Schützenfest, meist an verschiedenen Orten, aufgestellt. Die
Toiletten bestanden aus Häuschen mit Brettersitz, in den ein rundes
Loch eingeschnitten war. Sie wurden über eine Grube im Erdreich
aufgestellt und später wieder weggeräumt.
In der Halle war in etwa 2,50 m Höhe eine Bühne für die Musikkapelle links neben der Tanzfläche angebracht. Auf diese führte
eine sehr steile Treppe, die schon eher als Leiter angesehen werden
konnte. Die Bühne war an der niedrigsten Stelle etwa 180 cm unter
dem Blechdach, womit das Gebäude gedeckt war.
Nach unten war die Halle frei, sie stand auf Pfeilern, an der
Gefälleseite etwa 1 m hoch, auch hier befand sich keine Isolierung.
An der Nord-Ostseite konnte eine Theaterbühne aufgebaut werden.
Am 07.11.1948 wurde von der Schützenbruderschaft „Sankt
Nikolaus“ e.V. 1753 Cobbenrode beschlossen, eine neue Schützenhalle an ihrem heutigen Standort an der Bundesstraße B 55 zu
errichten.
Bereits einige Jahre nach dem Neubau der Schützenhalle stellte
sich aber heraus, dass das neu errichtetet Gebäude, insbesondere in
Bezug auf die Gründung, erhebliche Mängel aufwies. Umbau- und
Ertüchtigungsarbeiten waren unvermeidlich.
Zunächst wurde überlegt, die Schützenhalle als Sporthalle zu
nutzen, zumal zwischenzeitlich der Sportplatz direkt hinter die
Schützenhalle verlegt worden war. Für den Umbau in eine Mehr-
zweckhalle sollten finanzielle Hilfen des Landes Nordrhein-Westfalen in Anspruch genommen werden. Da die Landesmittel in
erster Linie an Gemeinden gewährt wurden, beschloss man in der
Generalversammlung am 14.05.1961, die Schützenhalle an die
Gemeinde Cobbenrode zu übertragen. Die Gemeinde Cobbenrode
hat schließlich die Umbauarbeiten unter starker Beteiligung der
Schützenbruderschaft und des Sportvereins FC 1926 Cobbenrode
e. V., für den unter anderem Dusch- und Umkleideräume im
Untergeschoss der Schützenhalle geschaffen wurden, durchgeführt.
Im Jahr 1983 nach der kommunalen Neugliederung übergab die
Gemeinde Eslohe (Sauerland) die Schützenhalle schließlich wieder
zurück an die Schützenbruderschaft „Sankt Nikolaus“ e.V. 1753
Cobbenrode.
Geschichte der Schützenbruderschaft
Im Mittelalter mussten sich die Städte noch selbst vor Plündererbanden schützen. Aus diesem Grund wurden in den Städten
Vereine gegründet, die einer Bürgerwehr ähnelten.
Mit dem von König Heinrich I. im Jahr 924 erlassenen „Gesetz zur
Wehrverfassung der Städte“ wurden diese Bürgerwehren,
zumindest was Siedlungen mit Stadtrecht betrifft, dann erstmals
auch sanktioniert und ein offizieller Teil der Stadtverteidigung. Im
Zusammenhang mit den Wehrübungen und den Musterungen der
Aufgebote der Städte wurden auch Feierlichkeiten, verbunden mit
Umzügen, veranstaltet.
Zu diesen „Schützenhöfen“ wurden auch Teilnehmer aus befreundeten Gemeinden und teilweise auch die feudalen Stadtoberhäupter eingeladen. Der selbstbewusste Charakter dieser Veranstaltungen der Bürger wurde aber nicht zu allen Zeiten von der
„Obrigkeit“ gebilligt. Daher entwickelten sich regional sehr unterschiedliche Traditionen. Die militärische Bedeutung dieser Einrichtungen nahm über die Jahrhunderte ab und wurde mit dem Aufstellen regulärer Truppen und Garnisonen zur Landesverteidigung
bedeutungslos. Die „Schützenfeste“ und „Schützenvereine“ blieben
aber als heimatliche Tradition und regionale Brauchtumspflege.
Das Schützenfest war von jeher ein Volksfest, das sich aus dem
regelmäßigen Treffen von Schützenbruderschaften bzw. Schützenvereinen herleitet. Im Verlauf des Schützenfestes wurde und wird
heute noch in der Regel in einem Schießwettbewerb der beste
Schütze („Schützenkönig“) bestimmt.
Das Schützenwesen ist vielerorts ein wichtiger, historisch gewachsener und lebendiger Teil der regionalen wie lokalen Identität.
Es umfasst eine große Anzahl von Bräuchen und Traditionen, die
in ganz Deutschland in unterschiedlichen Erscheinungsformen verbreitet sind. Dies kommt heute noch in einzelnen symbolischen
Bräuchen zum Ausdruck, etwa dem Paradieren mit Holzgewehren
oder der Tradition des „Vogelschusses“.
Das Schützenwesen wurde aufgrund seiner kulturhistorischen
Bedeutung im Jahr 2015 in das bundesweite Verzeichnis
„Immaterielles Kulturerbe, Bereich: Gesellschaftliche Bräuche,
Rituale und Feste“ der Unesco (Organisation der Vereinten
Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation)
aufgenommen.
Die Anfänge der Schützenbruderschaft „Sankt Nikolaus“ e.V. 1753
Cobbenrode liegen weitestgehend im Dunkel der Geschichte.
Offizielle Dokumente über die Gründung eines Vereins oder einer
Bruderschaft sind nicht mehr vorhanden. Allerdings ist in den
Kirchenbüchern verbrieft, dass bereits im Jahre 1753 eine
Schützengilde die Fronleichnamsprozession in Cobbenrode
begleitet hat. An diesem Brauch wird im Ort Cobbenrode noch bis
heute festgehalten.
Schützenfest in Cobbenrode
Das Schützenfest in Cobbenrode wurde jeweils an einem Sonnoder Feiertag durchgeführt, um allen Teilen der Bevölkerung die
Teilnahme zu ermöglichen. In Jahr 1873 beschloss die Generalversammlung der Schützenbruderschaft in Cobbenrode das
Schützenfest „für alle Zeiten“ am „Fronleichnamsfest“ und dem
darauffolgenden Tag zu feiern. Diesem Beschluss folgend findet
auch heute noch das Schützenfest in Cobbenrode an diesen Tagen
statt.
Zur Ausrichtung bzw. Durchführung der ersten Schützenfeste in
Cobbenrode wurde mit grünen Büschen ein Festplatz abgesteckt,
die „Wiese“ diente als Tanzfläche. Später wurden die Festveranstaltungen auf dem Hof von Clemens Vogelheim oder bei
schlechtem Wetter in den Saal verlegt. Da im Laufe der Zeit der
„Schützenhof“ den Ansprüchen der damaligen Zeit nicht mehr
genügte, wurde im Jahr 1878 entschieden, auf dem Grundstück von
Clemens Vogelheim ein Festzelt zu errichten.
Erst im Jahr 1926 wurde schließlich entschieden, ein festes
Gebäude auf einem Grundstück gegenüber der Gastwirtschaft
Vogelheim zu errichten und hier das jährliche Schützenfest zu
feiern.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ruhte jede Vereinstätigkeit. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Cobbenrode
Frontgebiet und Bomben und Granaten schlugen im Dorf ein.
Infolge der Sprengung eines Panzers, der direkt neben der ersten
Schützenhalle abgestellt war, brannte diese völlig nieder.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde jede Vereinstätigkeit untersagt. Trotzdem fanden sich die alten Schützenbrüder zusammen
und entschieden, die Schützenbruderschaft „Sankt Nikolaus“ neu
Dorfgemeinschaft Cobbenrode, Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit
zu gründen. Da Marschordnung und Vogelschießen verboten
waren, ging man zunächst in zwangloser Vereinigung zur Vogelstange und warf den Vogel mit Bällen ab. Ab dem Jahr 1947 wurde
der „Vogel“ dann mit der Armbrust heruntergeholt.
Bereits seit dem Jahr 1949 findet das jährliche Schützenfest
nunmehr in der heutigen Schützenhalle an der Olper Straße am
Mittwoch vor Fronleichnam („Schützenkonzert“), an Fronleichnam (Festtag) sowie am Freitag (Festag mit „Vogelschiessen“)
und am Samstag („Nachfeier“) nach Fronleichnam statt.
Die Cobbenroder hissen an diesen Tagen ihre Dorffahnen (gelb mit
schwarzem Ortswappen) und stellen „Fähnchen“ (gelb / rot) entlang der Zugstraßen (Bundesstraße B 55, Birkenstraße, Am Esselbach, Hohle Straße, Im Kampe) auf.
Ein wichtiges Ereignis der Schützenfeste ist jedes Jahr das „Vogelschießen“ an der Vogelstange im Sackloch. Die Cobbenroder
Schützenbruderschaft tritt dazu am Freitag nach Fronleichnam um
9.00 Uhr zur Schützenmesse mit anschließender Ehrung der in den
Weltkriegen gefallenen Cobbenroder Schützenbrüder auf dem
Friedhof an. Erst danach geht es dann „zur Ermittlung“ der neuen
Majestäten, Schützenkönig und Jungschützenkönig, an die
Vogelstange im Sackloch.
Anton Müller aus Bremscheid hat in seiner Erzählung „Schützenfest
in Kowwenroo“ hierzu folgende plattdeutschen Verse gedichtet
Schützenfest in Kowwenroo,
dät lättsiek naumol hören,
Jungens, Miäkens, Blagen,
alle Weywer, Keerls mit Bören,
et ganse Duarp, op graut op klein,
waß op diäm Schützenfest beynäin.
An allen Tagen des Schützenfestes in Cobbenrode findet auch das
„Böllerschießen“ statt, das die Schützenbrüder zum Antreten zum
Schützenzug aufruft. Das „Böllerschiessen“ ist eine Tradition in
Deutschland, bei dem an besonderen Festen und Ereignissen, so
auch zu Schützenfesten, mit speziellen Böllergeräten mindestens
ein Knall, meist aber mehrere Knallserien von sogenannten Böllerschützen erzeugt werden. Die Böllerschützen sind oft in den
Schützenvereinen als eigene Abteilung organisiert.
Dorfgemeinschaft Cobbenrode, Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit
Auch zum sakramentalen Segen in der Pfarrkirche St. Nikolaus zu
Cobbenrode sowie an den Außen-Altären bei der Dorfpozession zu
Fronleichnam ist in Cobbenrode das Böllern üblich.
Karneval in Cobbenrode
Neben dem „Schützenfest“ finden in der „Schützenhalle“ auch
weitere Festveranstaltungen (Oktoberfest, u. a.) statt. Die
„Schützenhalle“ ist aber auch insbesondere die „Heimat“ des
sauerländischen Karnevals.
Als Karneval, Fastnacht, Fassenacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching,
Fastelovend, Fasteleer oder fünfte Jahreszeit bezeichnet man die
Bräuche, mit denen die Zeit vor der vierzigtägigen Fastenzeit
ausgelassen gefeiert wird. Die heute geläufigste Vermutung ist die
Ableitung von „Karneval“ vom mittellateinischen „carne levare“
(„Fleisch wegnehmen“), daraus „carnelevale“ als Bezeichnung für
die Fastenzeit als fleischlose Zeit.
In Deutschland ist der Begriff Karneval erstmals Ende des 17.
Jahrhunderts, im Rheinland erstmals im Jahr 1728 nachweisbar. In
den Kölner Stadtakten taucht „Carneval“ erstmals um das Jahr
1780 auf.
Auch im Sauerland wird der Karneval gern und ausgelassen
gefeiert. Vielleicht liegt das daran, dass das Sauerland schließlich
einmal kurkölnisch gewesen ist und die Verbundenheit mit den
Traditionen des Rheinlandes bis heute fühlt. Und auch im Sauerland beginnt die Session am 11.11. um 11:11 Uhr. Zum Karneval
im Sauerland gehören neben den Karnevalssitzungen während der
Karnevalssession weitere karnevalistische Aktivitäten, die bereits
vor „Altweiberfastnacht“ („Lüttgen Fastenacht“) und bereits vor
dem Straßenkarneval stattfinden und für das Sauerland Tradition
bedeuten.
Bekannt ist dabei der “Frauenkarneval” bei denen sich in den
einzelnen Sauerländer Ortschaften nur verkleidete „jecke“ Frauen
treffen und ohne männlichen Beistand das Karnevalsfest feiern.
„Prunksitzungen“ sind dann oftmals die zweite Runde des Feierns,
bevor es an „Altweiberfastnacht“ erst richtig los geht und der
Straßenkarneval beginnt.
Der Ort Cobbenrode gehört unbestritten zu den Hochburgen des
Karnevals im Sauerland. Neben der großen „Prunksitzung“, der
„Herrensitzung“ und der „Kindersitzung“ findet an Rosenmontag
der jährliche „Rosenmontagszug“ statt.
Die Wiege all dieser karnevalistischen Aktivitäten ist der alte
Brauch der Cobbenroder Männer am Karnevalsdienstag
gemeinsam durch das Dorf zu ziehen und Würste und Eier zu
sammeln, „Schnäpschen“ an den Türen der Häuser zu trinken, mit
dem „Drücke Buil“ (Schifferklavier) oder dem „Bumbass“
(Rhythmus-/Lärminstrument) zu musizieren, miteinander zu reden
und das ganze mit einem freuchtfröhlichen „Würsteessen“ ausklingen zu lassen. Nach mündlichen Überlieferungen bestand
dieser Brauch seit der Jahrhundertwende. Heute ist dieser Brauch
gänzlich in Vergessenheit geraten.
In den Folgejahren entwickelte sich aber donnerstags vor Karneval
in den Cobbenroder Lokalen auch nach und nach die „Altweiberfastnacht“, der bis heute gefrönt wird.
Seit 7. Februar 1959 steigt alljährlich zwei Wochen vor Karneval
in Cobbenrode die große „Prunksitzung“ des Cobbenroder
Carneval Vereins (CCV).
Der erste „Rosenmontagszug“ in Cobbenrode fand im Jahr 1964
statt und wurde zunächst bis in das Jahr 1977 durchgeführt. Nach
mehrjähriger Unterbrechnung wird die Tradition des „Rosenmontagszugs“ dann wieder ab dem Jahr 1987 bis heute in
Cobbenrode fortgeführt. An dem großen Cobbenroder „Rosenmontagszug“ nehmen in jedem Jahr nicht nur heimische „Wagenbau-Gruppen“ sondern auch Wagenbauer aus den umliegenden
Ortschaften teil.
Der Kinderkarneval des Cobbenroder Carneval Vereins (CCV)
wird mit einer Kindersitzung am „Großsonntag“, dem Tag vor
„Rosenmontag“, seit dem Jahr 1982 organisiert.